Beim Workshop „Wirbelsäulen schröpfen“ im Workshop von Gamal Raslan übte ich mit einer Heilpraktikerkollegin. Anschließend korrigierten wir uns gegenseitig die Wirbel nach DORN. Reinhild Isensee sah eine Weile zu und gab uns prima Tipps, denn meine Partnerin und ich hatten unterschiedliche Stile beim Korrigieren.
Ich erwähnte, dass ich sehr gerne ein Praktikum absolvieren würde um meine Grifftechniken zu verfeinern. Einige Zeit später sandte ich ihr eine e-mail und siehe da, ich bekam einen Termin für Januar 2008. Ich buchte die Bahnfahrt (es war in der Streikzeit!) und fand eine preiswerte Unterkunft. Mit etwas „Bammel“ fuhr ich ins Rheinland – immerhin war es eine weite Fahrt für mich, und ich war unsicher, was auf mich zukommen würde, da wir uns persönlich nicht näher kannten. Reinhild Isensee holte mich vom Bahnhof ab und brachte mich zur Pension. Am nächsten Morgen zeigte mir sie kurz die schöne Umgebung von Königswinter und Bonn. Dann fuhren wir in ihre Bonner Praxis.
Vorab erhielt ich Hintergrundinformationen und Beschwerdebilder der jeweiligen Patienten. Auch erklärte sie mir den ganzen Tagesablauf – wie sie plant, worauf man achten sollte (z. B. nicht in die Praxis hetzen, sondern genügend Zeit einplanen für diverse Vorbereitungen). Ich war etwas unsicher: Nehmen mich die Patienten als Hospitantin an? Darf ich zuschauen oder sogar tasten und drücken?
Es kam ein breites Spektrum unterschiedlichster Patientinnen und Patienten – und es war ein Erlebnis erster Güte, hierbei zuzusehen. Als Störfaktor kam ich mir zu keinem Zeitpunkt vor!
Zuerst kam ein liebenswerter, über 80jähriger Herr. Er hatte durch Kriegsverletzungen den rechten Schulterbereich komplett verschoben mit allen damit verbundenen Folgen und Schmerzen. Reinhild korrigierte sanft und bewusst mit Griffen, die ich vorher in der Anwendung so noch nicht gesehen hatte. Es war faszinierend zu beobachten, wie dabei die Verschiebung wieder ein Stück besser wurde (die Fehlstellung war nach Aussagen des Patienten vor seiner ersten Dorn-Behandlung viel schlimmer).
Anschließend bekam der Herr die „Breuss-ISENSEE-Massage“ - begleitet von der wundervollen Entspannungsmusik-CD „Musik für Breuss-Massagen“ von Axel Isensee. Reinhild hat einen eigenen Stil hierzu entwickelt – wo bereits der Zuschauer den starken Wunsch empfindet, er möge anstelle des Patienten dort auf der Massagebank liegen. (Anmerkung: was ich mir dann auch am nächsten Tag gönnte!)
Was mir generell sehr angenehm auffiel: Reinhild Isensee bestellt die Patienten nur wieder, wenn sie hierfür eine weitere Indikation sieht. Aber viele Patienten wollen von sich aus in einer gewissen Regelmäßigkeit kommen (die Behandlung und anschließende Massage verleihen den Menschen „Flügel“). Als sie dem älteren Herrn erst einen späteren Termin geben wollte, bestand er darauf, früher zu kommen.
Spontan fiel mir dazu ein, dass speziell für Ältere alleine schon eine liebevolle Berührung und Massage eine gute Begleitung im Alter sind. Wer berührt einen denn noch auf liebevolle Art, wenn man alleine lebt? In Altenheimen ist der Zeitdruck viel zu hoch, ebenso in Krankenhäusern.
So ging es zwei Tage weiter - und jeder „Fall“ war unterschiedlich. Besonders nett war auch ein Paar, das zu Reinhild kam. Eigentlich war ja nur die junge Frau wegen ihrer starken Migräne gekommen (sie war nach der Behandlung verschwunden). Ihr Begleiter wollte zuerst nur zusehen, d.h. er war dem Ganzen gegenüber deutlich skeptisch. Aber als er dann bei den Anwendungen die Veränderungen verfolgen konnte, war auch er gerne bereit, sich einrichten zu lassen.
Bei ihm konnte man ganz deutlich am entblößten Oberkörper die schiefen Hautfalten und Hautveränderungen sehen. Interessant ist, dass – wie es mir Reinhild vorher erklärte - in diesen Bereichen die Wirbel nicht ordnungsgemäß platziert waren.
Die vielen Informationen und Hinweise, die ich in diesen Tagen erhalten habe, gingen weit über meine Erwartungen hinaus. Mit viel Geduld wies Reinhild mich immer wieder auf verschiedenste Dinge hin, speziell auf was man zu Beginn bei der Behandlung achten sollte.
Auch den Dorn-„Arbeitskreis“ am Samstag, sowie das Seminar für Dorn-„Fortgeschrittene“ am Sonntag empfand ich als große Bereicherung. Da zu diesem Zeitpunkt gerade die „Grippewelle“ im Raum Bonn herrschte, waren wir nur ein „ganz kleines Häufchen“. Dies war eine zusätzliche Bereicherung, denn wir lernten hierdurch noch mehr.
Am Sonntag gab (neben den Behandlungen von Kleinkindern, Kindern, Bettlägrigen, Behinderten) die Einweisung, wie man auch z. B. Hunde „dornen“ kann („Patient“ war Frau Isensee´s Westi). Ich war anfangs skeptisch, aber auch diese Skepsis wich rasch.
Als ich nach meiner Rückkehr zu Besuch bei Freunden war, deren Hund Verspannungen hatte und er „unrund“ lief, bot ich mich an, dieses gemeinsam mit meiner Freundin zu beheben. Mich überraschte, dass die Hündin willig die Behandlung über sich ergehen ließ und dann wie befreit herum-sprang (erzählen konnte sie uns ja nichts….).
Als Fazit kann ich nur sagen:
Ich bereue es nicht, die weite Reise aus Bayern angetreten zu haben. Es hat mir persönlich viel gebracht. Angenehm überrascht war ich auch über die viele Zeit, die Reinhild Isensee für mich aufbrachte. Da ich mit dem Zug gekommen war, holte sie mich täglich vom Nachbarort ab und nahm mich mit zur Arbeit und wieder zurück.
Ich kann jedem empfehlen, irgendwo die Möglichkeit eines Praktikums wahrzunehmen - auch wenn es nur einige Tage sind, das reicht völlig!
Auf diesem Wege: Vielen Dank für die lehrreichen Tage, liebe Reinhild!